Level 077: Pandemonium!

“2½ D” ist als Begriff an sich erstmal merkwürdig und verdreht, ergibt aber sofort und nachhaltig Sinn, wenn er im Kontext eines Spieles benutzt wird, das sich um einen bekloppten Kasper, eine magisch ambitionierte Akrobatin sowie sprunggewaltige Nashörner dreht. Die Rede ist natürlich vom 1996er „PANDEMONIUM!“

Vielen herzlichen Dank an Chefentwickler Paul Reiche III für die geduldige Beantwortung all meiner Fragen, sowie an Christian Schmidt von Stay Forever für die Herstellung des Kontaktes!

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Textauszug:

Mitte der 90er waren klassische 2D-Plattformer zwar noch nicht ausgestorben, aber schon überdeutlich am leisen Röcheln – 32Bit-Plattformen wie PlayStation oder Saturn wiesen laserklar in eine glorreiche 3D-Polygonzukunft, in der handgepixelter Seitenansichtshüpfkram keinen Platz mehr hatte. Wer brauchte noch ein klassisches Mario oder Sonic, wenn Spiele wie “Super Mario 64”, “NiGHTS Into Dreams” oder “Crash Bandicoot” zum Ausflug in die Wunderwelten der Raumtiefe einluden? Es gab allerdings auch Entwickler, die nicht sofort und unmittelbar die Segnungen des 2D-Spieldesigns fallen lassen wollten wie einen radioaktiven Hamster, und lieber nach Wegen suchten, diese mit einer schnieken 3D-Präsentation zu vermählen. Das Resultat war dann unter anderem ein Spiel mit dem schönen Namen “Pandemonium!”

“2½ D” klingt irgendwie dämlich, finde ich – eine halbe Dimension ergibt als Begriff erstmal fast so viel Sinn wie “ein bisschen schwanger”. Aber wenn man sich erstmal an ihn gewöhnt hat, dann kann man schon damit arbeiten – denn er bezeichnet ein 2D-Spielprinzip in einer 3D-Umgebung. Es gibt verschiedene Spielarten von “2½ D” – so ist zum Beispiel die klassische isometrische Perspektive ein typisches Beispiel für zweidimensionale Bewegung in einem pseudo-dreidimensionalen Raum. Im Falle von “Pandemonium!” und vergleichbaren Späßen aber geht es darum, dass das Spiel auf einer sehr grundsätzlichen Ebene ein typischer 2D-Sidescroller ist – sich aber nicht wie ein typischer 2D-Sidescroller anfühlt oder so aussieht, da die Kamera nie wirklich ruhig steht, sondern akrobatisch herumschwenkt, rotiert, zoomt und wirbelt, während der Spielpfad sich scheinbar in alle Richtungen windet und schlängelt – also insgesamt eine echt gute 3D-Illusion erzeugt wird. Jedoch verläuft das Spiel jederzeit auf einer strikt zweidimensionalen Ebene, es geht an keiner einzigen Stelle mal wirklich in den Raum hinein, sondern immer nur an ihm entlang, von links nach rechts oder von rechts nach links. Eine abgefahrene Mischung!

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Level 061: Comix Zone

Wer im Jahr 1995 noch Spiele fürs Mega Drive entwickeln wollte, musste entweder sehr zuversichtlich oder sehr verrückt sein. Oder bei Sega arbeiten, wo beides als ganz normal angesehen wurde. Etwas, dass das Resultat namens „COMIX ZONE“ mit Sicherheit nicht war.

Vielen herzlichen Dank an Chefentwickler Peter Morawiec für die geduldige Beantwortung meiner Fragen.

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Textauszug:

Es gab in der langen, langen, oh so langen Geschichte von “Game Not Over” bislang noch kein Spiel, bei dem ich derart intensiv darüber nachdenken musste, ob ich es nun in einen normalen Level oder in einen Dungeon stecken sollte. Die einen nennen es “Comix Zone”. Die anderen “Hassliebe: Das Spiel”. Also ich zumindest. Der “Liebe”-Teil da drin war dann schlussendlich auch der eine Grund dafür, dass es gerade noch so doch nicht im siebten Dungeon hier gelandet ist. Der andere war verdammt großes Glück beim Münzwurf.

1995 war ein wichtiges Jahr in der Spielewelt. Nicht ganz so wichtig wie 1992, offensichtlich, aber dennoch echt wichtig. Denn das war das Jahr, in dem zumindest der Mainstream der guten alten 2D-Pixelgrafik offiziell den Mittelfinger in Richtung Ausgang zeigte. Die unausweichliche Ära der texturierten 3D-Polygongrafik war angebrochen: Sonys PlayStation nahm gerade den fettestmöglichen Anlauf für ihren monströsen Siegeszug durch die Wohn- und Kinderzimmer dieser Welt, Segas Saturn schnaufte leicht bemitleidenswert hinterher, wie ein 300 Kilo schwerer Hürdenläufer, und das N64… naja, das war von Nintendo, hing aktuellen Trends also wie immer ein paar Jahre hinterher, und sollte bei uns erst irgendwann 1997 aufkreuzen. Mega Drive und Super Nintendo, diese beiden mächtig gewaltig durch die 16Bit-Wälder röhrenden Platzhirsche hatten ihren besten Tage zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als eindeutig hinter sich – und dennoch gab es immer noch Entwickler, die sich sehenden Auges exklusiv auf ebendiese Plattformen stürzten? Und dann auch noch ausgerechnet mit einem 2D-Prügelspiel, das nahezu zeitgleich mit den ersten Teilen von “Virtua Fighter” und “Tekken” auf den Markt geschmissen wurde? Wer kommt denn auf eine derart dämliche Idee?

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