Das 1982er „RIVER RAID“ ist in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswertes Spiel: Einer der größten Hits des jungen Activision, geschrieben von der ersten bekannten Spieleentwicklerin, eines der besten Spiele auf dem Atari 2600 – und eines der kontroversesten, da es auch noch eines der ersten Spiele war, die jemals in Deutschland indiziert wurden.
So viel Spektakel auf einmal!
Zum Nachlesen: Der offizielle Indizierungsbescheid von „River Raid“ der damaligen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften. Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung.
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Textauszug:
Der Vertikalshooter gehört nicht nur zu den klassischsten aller Spielegenres, sondern auch zu meinen persönlichen Favoriten – auch wenn er hier, zugegebenermaßen, bislang nur einmal im Zentrum eines eigenen Levels stand, nämlich im 40., in dem es um “Raptor: Call of the Shadows” ging. Das es sich seinerseits auf den Schultern von vertikal scrollenden Giganten wie dem im Mittelpunkt dieses Levels hier stehenden seeehr gemütlich gemacht hat.
Gescrollt und geballert wurde in der Spielhalle bereits ab den späten 70er Jahren – zum Beispiel in Segas simplem, aber bereits horizontal scrollendem “Bomber”, in Spielen wie “Defender” oder Konamis 1981 Megahit “Scramble”. Genau ebenjenes war dann auch das Jahr, in dem gewitzte Programmierer noch die vertikale Bewegung für sich entdeckten, mit Spielen wie “Pleiades“, bei dem das Vonuntennachobenscrolling aber nur Teil des Spieldesigns war – nämlich als verbindendes Element zwischen zwei Abschnitten, und nicht der Fokus. Oder das 1981 vom Schüler Greg Christensen geschriebene “Caverns of Mars”, das sich von oben nach unten und wieder zurück bewegte, und die Chefetage von Atari so begeisterte, dass man Spiel lizenzierte und auf den eigenen Plattformen veröffentlichte. Mal ganz zu schweigen von Konamis “Xevious”, das ab dem Januar 1983 die Arcadebesucher nicht nur mit seinen hypnotischen Soundeffekten, sondern auch mit seiner hemmungslosen Vertikalscrollerrummsdelabummsaction begeisterte. Es gab da allerdings auch noch ein Spiel, das zwar nie das neonflackernde Licht der Spielhallen zu riechen bekam, dafür aber ähnlich geradlinige Action bot – und zwar bereits mehrere Monate VOR “Xevious”. Ich rede natürlich von “River Raid”…
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Musik von Chris Hülsbeck, aus dem Album „A New Beginning“. Genutzt unter „royalty-free“-Lizenz
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Guten Morgen Paul,
also das nenne ich mal einen Indizierungsbescheid. Er besteht wahrscheinlich aus mehr Buchstaben als das ganze Spiel Code hat. 😀 Hätte man diesen Bericht VOR dem Podcast gelesen, man könnte meinen, etwas über Exorzismus gelesen zu haben.
Dass dann in Wirklichkeit so eine simple Ballerbude dahinter steckt, da ist man heute wirklich baff.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Moin Sascha!
Ich finde das Dokument auch höchst faszinierend. Nicht nur aus spielehistorischer Sicht, sondern vor allem auch aus soziologischer – denn es ermöglicht einen sehr eindrucksvollen Blick auf die Art und Weise, wie Computer- und Videospiele damals gesellschaftlich gesehen wurden, und was vor allem alles in sie hineininterpretiert wurde. Gerade diese super-frühen Entscheidungen der BPjS zeigen überdeutlich, mit was für bizarren Maßstäben damals noch gemessen wurde. Da sind wir heute dankbarerweise weiter. Es ist nicht alles perfekt im Spieleland Dschörmeni – aber kleine Schrittchen in die richtige Richtung sind besser als gar keine.
Bin daher superfroh, dass das mit der BPjM so unkompliziert geklappt hat. 🙂
Fröhliche Grüße!
Paul